Wie alles begann ...
Wie kommt eine Hand voll Sachsen-Anhaltinischer Jugendlicher aus Braunsbedra dazu, sich einer aus dem Rahmen fallenden und gerade in Deutschland wenig populären Sportart wie Baseball zu verschreiben? Baseball - in den USA neben Football und Basketball DIE Sportart schlechthin - ist hierzulande, wenn überhaupt, wohl eher wegen seiner Utensilien bekannt. Dazu gehören insbesondere der durch zweckentfremdete Anwendung schräger Typen berühmt-berüchtigte Baseballschläger einerseits und das zum allgemeinen Modeartikel gewordene Basecap andererseits.
Am Anfang stand Hollywood: Der Streifen "Die Indianer von Cleveland" war es, der bei Marco Chrost, dem geistigen Vater der Coalminers, die Begeisterung für das Spiel weckte. Wieder und wieder sah er sich das Video an, und immer mehr geriet er in den Bann des Spieles. Die logische Folge war die nun ernsthafte Auseinandersetzung mit den nicht unkomplizierten Spielregeln - und dann war es nur noch ein kleiner Schritt zum zwingenden Bedürfnis, sich selbst als Pitcher, Catcher oder Runner zu betätigen. Es stand unwiderruflich fest: "Wir gründen eine Baseballmannschaft".
Euphorie auf ganzer Linie: Etwas ganz Neues machen, den inneren Schweinehund überwinden, Mumm und Trainingsdisziplin zeigen, Sportkameradschaft üben, endlich ein gemeinsames Ziel! Dem faden Einerlei und der zwielichtigen Atmosphäre der Spielothek - einige waren bereits fest in deren Fängen - wollte man sowieso schon lange entfliehen.
Ein gewisser Stimmungsdämpfer ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Mit dem Gründungsentschluß baute sich vor dem zukünftigen Team eine Mauer von Schwierigkeiten auf. Die Spielregeln waren unentdecktes Land, und völlig ungeklärt war die Frage nach einem Trainings- und Spielort. Mühselig wurde das Regelwerk studiert und so etwas ähnliches wie Training organisiert. In Heimarbeit wurden Bases und andere Utensilien gebastelt sowie für die Vermittlung der Spieltheorie Zeichnungen gefertigt. Was die erste Spielerausrüstung betraf - sie wurde im Spielzeugladen gekauft.
Notdürftig bestückt waren nun alle heiß auf die ersten Aktionen auf einem Spielfeld. Man sah sich allerdings nach Überwinden des Zaunes der Sportanlage von Verantwortlichen des Sportvereins umringt, die auf die "Eindringlinge mit Baseballschlägern" sehr beunruhigt reagierten. Nach einem kurzen Gespräch waren jedoch die ersten Zweifel beseitigt, und man bot uns sogleich an, als Abteilung dem SV Braunsbedra beizutreten.
Ein wichtiger Schritt war geschafft. Es war gelungen, in einem ordentlichen Verein Fuß zu fassen und damit eine sportliche Heimstatt zu finden. Auf dem zur Verfügung gestellten Schlackeplatz waren die wichtigsten Spielfeldmaße und Markierungen schnell angebracht, und es konnte endlich losgehen. Die beharrlichen Bemühungen von Marco Chrost sowie Karsten und Torsten Großer, trugen Früchte: Am 10. März 1993 wurden die Braunsbedra Coalminers aus der Taufe gehoben.
Inzwischen war auch der Kontakt zum Deutschen Base- und Softballverband, DBV, hergestellt worden. Mit einer Einladung der Braunsbedraer Initiatoren zum Baseballcamp der Major League Baseball International in Heusenstamm im Januar 1995 wurden weitere Impulse gegeben. Nicht zuletzt war das begeisternde Auftreten von Stars der US-Major League auf dieser Veranstaltung dafür entscheidend.
Nunmehr war es an der Zeit, die persönliche Spielkleidung und -ausrüstung den Anforderungen anzupassen. Für jeden Sportfreund, einige noch Schüler oder Lehrlinge, stellte das einen nicht unerheblichen Einschnitt in den Finanzetat dar. Keiner zögerte jedoch, als es darum ging, die Vorauszahlung für die Sammelbestellung einer kompletten Mannschaftsausrüstung zu leisten. Baseball ist im Vergleich zu anderen Sportarten in Bezug auf die Grundausrüstung ein relativ teurer Sport, und einige der Jungs erreichten mit dem Kauf der Baseball-Uniformen (damals zwischen 200 und 300 DM) die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten. Leider ist unser Sport durch den Landessportbund aufgrund der noch minderen Beteiligung im Landesmaßstab nicht förderungswürdig - erst ab fünf Mannschaften fließt von dort die begehrte "Pinunse". Die Braunsbedra Coalminers wurden zwar vom ersten Tag an durch den Sportverein Braunsbedra in dankenswerter Weise unterstützt, jedoch waren und sind die Mittel leider sehr begrenzt. Vielleicht kommt doch noch der reiche Sponsoren-Onkel aus Amerika zum sportlichen Aschenputtel nach Braunsbedra. Weiß man‘s ...?!